kubistisch, futuristische Werke der Malerei
sowie Materialcollagen und Installation
Kurator: Axel Görig
Auszug aus dem Artikel in der LVZ vom MITTWOCH, 5. APRIL 2017 VON INGRID LEPS
Gegensätze für Denkanstöße
» Ausgeprägter als derzeit in der Galerie Art Kapella können Gegensätze kaum sein: Da die Gemälde von Matthias Schöneburg, die in opulenter Formensprache und exakter Malerei vielschichtige Assoziationen wecken. Dort Nina K. Doeges Objekte von Silikonschläuchen, Holz, Stoff oder Blech, die in ihrer erstaunlichen Kombination verblüffende ästhetische Qualitäten offenbaren. „Sie hat einen unglaublichen Output“, schwärmte zur Vernissage Laudatorin Molina Ghosh, die ihrerseits künstlerisch anders arbeitet, aber gut den Schaffensprozess ihrer Kollegin nachvollziehen kann. Doege, die in Leipzig und Dresden Malerei mit medienübergreifender Ausrichtung studierte, verstehe den Raum als Leinwand. Sie übernehme ihr Material, Funde von Straßen oder Schrottplätzen, nie unverändert. Sie habe bei jedem Teil sofort ein Bild im Kopf. Als spannend, so die Rednerin, erlebe sie die akribische Suche der Künstlerin nach der perfekten Form. Ihr Fazit: Doeges Arbeiten repräsentierten eine ungewöhnliche Art von Malerei. Vor der Arbeit „blue and yellow painting“ zum Beispiel kann man da nur zustimmen: Eine dicke Folie, die in schmutzigem Gelb versinkt, erobert mit aufgesprühter Acrylfarbe in türkisblau als gestaltete Form neue ästhetische Dimensionen. Wolfgang Lührs, Jurist und langjähriger Kunstsammler aus Naumburg, gab eine ambitionierte Einführung in das Schaffen von Matthias Schöneburg. Er verwies auf das breite Erfahrungsspektrum des 42-Jährigen als Tischler, diplomierter Bauingenieur für Denkmalpflege und Künstler mit Hochschulabschluss. Anhand einzelner Werke erläuterte er Schöneburgs Intention, den Betrachter in prismenartig verschachtelten Motiven auf komplexe Ebenen der Wirklichkeit zu führen. Auf Ebenen, so der Laudator, „denen wir fragend und hilflos, möglicherweise als Objekte höherer politischer, kybernetischer und auch ‚androider‘ Manipulatoren ausgeliefert sind“. …
Seine verklausulierten Bildtitel geben dem Betrachter eher Denkanstöße als richtungsweisende Orientierung. In einem Ölbild greift er das Ikarus-Motiv auf: Da stürzt ein Mensch von einem sicheren Sandsteinblock in blauen Nebel. Die Farbe der Hoffnung ist trügerisch. Der tote Vogel, das zweite Lebewesen auf dem großformatigen Gemälde, macht jede Illusion zunichte. Kurator Axel Görig will mit seinem Ausstellungskonzept im Spannungsfeld von Materialisierung und Vergeistigung in die Diskussion um das Wohin in der Entwicklung moderner Kunst einsteigen. Der frühere Diplomchemiker, der sich seit seiner Jugend mit Kunst beschäftigt, weckte bei Vereinschefin Petra Kießling mit seinem Einstand als Kurator die Hoffnung, dass seine inzwischen vierjährige Mitgliedschaft im Verein konzeptionell weitere Früchte trägt. Auch bei dieser Vernissage fehlte die musikalische Umrahmung nicht. Pianist Fan Yu, geboren in Taiwan und aktuell Meisterschüler an der Leipziger Musikhochschule, setzte souverän mit drei Bachkantaten in einer Bearbeitung von Busoni zu den Gemälden und Objekten fesselnde musikalische Kontrapunkte.«