»Aus dem Häuschen«
Druckgrafik, Künstlerbücher & Malerei
Werke von Nadine Respondek
24. Januar bis 6. März 2016
Der Ausstellungstitel »Aus dem Häuschen« klingt zunächst nach einer fröhlichen Aufforderung, oder nach entfesselter Heiterkeit.
Der Ausgangspunkt für den Titel ist allerdings eine ganz persönliche und künstlerische Auseinandersetzung mit der fortwährend stattfindenden Gentrifizierung in unseren Städten. Immobilieninvestoren haben die Quartiere der Künstler für sich entdeckt.
Aus den ehemaligen Werkstätten oder Fabrikgebäuden, in denen viele Kreative wohnen und arbeiten, sollen moderne und hochpreisige Wohnungen werden.
Vor mehr als zwei Jahren machte die Künstlerin Nadine Respondek die gleiche Erfahrung. Erst wurde ihr das Atelier, mit rund 80 weiteren KünstlerInnen in der Erich-Zeigner-Allee aufgekündigt und kurze Zeit später die Wohnung. In einem anstrengenden Prozess werden letztendlich sie mit ihrer Familie und alle anderen Bewohner aus dem Haus, in dem sie wohnten, heraus komplimentiert. Der Kampf um diese Lebensräume spiegelt sich nun in ihrer Arbeit wider. In Bild und Text setzt sie sich ganz persönlich mit diesen Erlebnissen auseinander.
Zunächst entsteht eine Collage mit unterschiedlichen Materialien und Versatzstücken, die sich dem Thema zuordnen lassen.
Aus der Collage wiederum entwickelt sie die großformatigen Malereien auf Papier. Der Text zu jedem Bild ist in Form eines Werbetextes mit ironischem Zungenschlag gefasst.
Ein Zitat aus dem Text zu »Lofts in der Alten Molkerei«:
»… Auch wenn es noch kleinere Diskrepanzen mit den derzeitigen Eigentümern (ein mittelloses, älteres Künstlerpaar) gibt, sollten Sie sich dieses Angebot genauer anschauen. … Die jetzigen Eigentümer, können sich sicher vorstellen, der neuen jungen Eigentümerschaft, die Skulpturen und Plastiken zum Materialkostenpreis zu überlassen.« Oder zum »Freistehendes Bahn-Ensemble«:
»Die Villa ist eine architektonische Perle. Kühne Architekten arrangierten Kühlturm, Bahnwärterhäuschen und Stellwerk zu einem Raumkomplex, der über Durchgänge miteinander verbunden ist. Sie werden erstaunliche Raumerfahrungen machen! …«
Die in Potsdam geborene Nadine Respondek studierte von 1998 bis 2004 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Ab 2004 war sie Meisterschülerin im Fachbereich Malerei und Grafik bei Professor Ulrich Hachulla. Neben der Buchgestaltung, für die sie u.a. den Preis »Die schönsten deutschen Bücher« erhielt, konzentriert sie sich in ihrer künstlerischen Arbeit auf literarische Inhalte. Ihr Schaffen spiegelt sich in zahlreichen Radierungen, Holzschnitten und Linolschnitten sowie ihrer erzählerischen Malerei in dieser Ausstellung wider. Ihre Buchgestaltung und Buchillustrationen sind in verschiedenen Büchern hier in der Ausstellung zu sehen.
Surreal, frei assoziativ, erzählerisch entstandene Bilder sowie realistisch romantische bis zur illustrativen Druckgrafik, stehen im Zentrum dieser Ausstellung. Kolorierte Linolschnitte zeigen burleske Behausungen des Menschen, die mit phantasievollen Tieren und Figuren umringt sind. Ihre Figuren und Räume kommen wie etwas Liebenswertes daher und faszinieren so den Betrachter. Die märchenhaften Untiere, Schlangen und geflügelte Wesen wirken so, als würden sie einen direkt ansprechen und so ihre Geschichte erzählen. Ihre Druckgrafiken, wie die Linolschnitte aus dem Leporello ›Der verborgene Garten‹ oder die Radierungen aus dem Buch ›Album‹ koloriert sie und entwickelt sie damit zu Unikaten weiter.
Mit viel Erfindungsgeist malt und zeichnet sie ihre Welten mit Farbstiften, Wasserfarben oder Gouache auf Papier. In ihren Illustrationen überträgt Nadine Respondek in einer autarken Art und Weise den Inhalt des Buches in eine visuelle Geschichte und fügt dem Literarischen Text eine weitere Dimension hinzu.
Nehmen Sie sich etwas Zeit, um sich in die Kunst von Nadine Respondek einzulesen, in die surrealen Bilder und Texte. Schauen Sie sich in Ruhe die ausgestellten Künstlerbücher an. Ich wünsche Ihnen im Namen der art kapella Schkeuditz viele neue kunstvolle Erfahrungen.
Weitere Veranstaltungen waren:
Kunstkreisgespräch am Sonnabend, 6. Februar 2016, 14 Uhr
Finissage am Sonntag, 6. März 2016, ab 14 Uhr
Kuratorin/Text: Petra Kießling